Wolfsburger Allgemeine vom 15.09.2025
Theaterring Wolfsburg verrät im Talk im Foyer die Angebote zum
60. Jubiläum
Von Robert Stockamp
Talk im Foyer (v.l.): Moderator Martin Weller, zweiter Vorsitzender des Theaterrings Wolf-Rüdiger
Schmieding, Vorsitzende Dorothea Frenzel und Kulturring-Mitglied Frank-Helmut Zaddach diskutieren
über die Entwicklung des Vereins.
Quelle: Britta Schulze
Für den „Talk im Foyer“ öffnete das Scharoun Theater nach der Sommerpause erstmals wieder
seine Türen für Besucher. Die Gesprächsreihe des Theaterrings Wolfsburg hatte dieses Mal
ganz besondere Gäste auf dem Podium. Schließlich feiert der Verein, der maßgeblich am
Entstehen des Theaters beteiligt war, in diesem Jahr Geburtstag.
Noch bevor am Freitag die neue Spielzeit mit der Reise nach Reims offiziell beginnt, lud der
Theaterring schon zum ersten „Talk im Foyer“ der Saison ein. Moderator Martin Weller
begrüßte aus Anlass des 60. Jubiläums des Vereins auf dem Podium dieses Mal den Vorstand
des Theaterrings selbst und Frank-Helmut Zaddach, der aus seiner Sicht als Mitglied und
Lokalpolitiker mit hoher kultureller Affinität an die Anfangszeit des Theaterrings erinnerte.
Mit auf dem Podium waren dieses Mal aber auch die Gastgeber selbst in den Personen der
Vorsitzenden Dorothea Frenzel und des zweiten Vorsitzenden Wolf-Rüdiger Schmieding. Die
stellten ihre Aktionen zum Jubiläumsjahr des Vereins vor. Dazu zählt auch, dass
Neumitglieder, die bis zum 30. Juni 2026 in den Verein eintreten, für diesen Zeitraum keinen
Mitgliedsbeitrag bezahlen müssen. Alle Vergünstigungen, die für Theaterringmitglieder im
Theater möglich sind, stehen auf jeden Fall auch diesen Mitgliedern zur Verfügung.
Mehr Menschen begeistern
Der Theaterring Wolfsburg hat derzeit etwa 900 Mitglieder. In der Coronazeit habe man einige
Mitglieder verloren, erklärte Dorothea Frenzel. Mit dieser Aktion möchte man wieder mehr
Menschen für den Verein begeistern. Das würde auch den neuen Intendanten des Hauses,
Axel Krauße freuen, denn mit den Beiträgen wird jedes Jahr das Theater unterstützt und auch
das Hallenbad, Spielort vieler Aufführungen des Jungen Theaters.
Entstanden ist der Theaterring als Nachfolgeverein des 1954 gegründeten Kulturrings. Aus
diesem Gremium kamen erste Pläne für ein Wolfsburger Theater. Das fand dann ab 1963 an
verschiedenen Spielorten in Wolfsburg tatsächlich statt, mit Hermann Kühn als erstem
Intendanten – mit Spielplan, aber ohne eigenes Haus.
Frank-Helmut Zaddach kam in dieser Zeit nach Wolfsburg. Er konnte sich noch gut an
Aufführungen in der Aula des Ratsgymnasiums und in den Kinos Delphin Palast und Imperial
erinnern. Aus letzterem war ihm noch eine Anekdote in Erinnerung: „Dieses Imperial hatte
eine Eigenheit. Es gab oben noch ein kleines Kino. Und in diesem kleinen Kino wurde parallel
zu ‚Glückliche Tage‘ ein Film gezeigt, nämlich ‚Raumschiff Enterprise‘."
Zwei oder drei Reihen vor ihm habe ein Mann gesessen, der ständig eingenickt sei. „Und
immer, wenn die Rotoren des Raumschiffs angingen, wachte er auf. Und dann wurden die
Motoren leiser und er schlief wieder ein.“
Zaddach, 1932 in Greifswald geboren, war mit seiner Familie 1945 nach München geflüchtet.
Dort machte er eine Banklehre und begann als junger Mann, sich für Kultur zu interessieren.
„1954 entschloss ich mich, ich will Lehrer werden. Und um Teile des Studiums zu finanzieren,
ging ich nach Wolfsburg zu Volkswagen. Denn dort konnte man in den Ferien als Werkstudent
ganz gut verdienen.“ Später war er lange Jahre ehrenamtlich im Theaterring aktiv.
In den 1960er Jahren wurde er SPD-Ratsherr in Wolfsburg. Neben ihm habe sich nur der CDU-
Politiker Volkmar Köhler, Bürgermeister von 1969 bis 1972, für Kultur interessiert. Köhler war
Vorsitzender des Kulturausschusses, Zaddach sein Stellvertreter. Entgegen anderer
Behauptungen haben die beiden immer gut zusammengearbeitet, betonte Frank-Helmut
Zaddach.
Wenn Allersee, dann auch ein Theater
Er gab dafür auch ein gutes Beispiel. Der benötigte mehrheitliche Ratsbeschluss für den Bau
eines Theaters sei schwierig gewesen. In der Diskussion sei seinerzeit auch die Errichtung des
Allersees gewesen. „Und da haben Volkmar Köhler und ich uns verabredet und gesagt, ich
solle in meiner Fraktion sagen, also wenn ihr beim Theater nicht zustimmt, dann kriegt ihr
den Allersee nicht. Und er sagte seinen Leuten: Wenn ihr beim Roten See nicht zustimmt,
kriegt ihr das Theater nicht.“ Letztlich wurde bekanntlich beides umgesetzt.
Es war aber neben dem Engagement von Volkswagen vor allem das immense bürgerliche
Engagement, was dazu führte, dass Wolfsburg im Jahr 1973 ein eigenes Theater bekam.
Diesen Faden möchte die Theaterringvorsitzende Dorothea Frenzel wieder aufnehmen. Denn
der Theaterring unterstützt das Haus nicht nur mit Spenden, sondern setzt sich auch in der
Mitgestaltung des Angebots ein.
Besondere Veranstaltung zum Jubiläum
Seit 2023 gibt es das eigene Format „Talk im Foyer“. Mittlerweile gibt es zudem das
„Theatercafé“. Zum Jubiläum gibt es hier am 29. September eine besondere Ausgabe. Unter
dem Titel „60 Menschen, 60 Jahre“ sollen langjährige Mitglieder zu Wort kommen. Für die
musikalische Begleitung am Klavier konnte der Theaterring Christian Mädler gewinnen.
Autor Peter Prange ist beim Neujahrsempfang mit dabei.
Quelle: Gaby Gerster
Auch der Neujahrsempfang am 17. Januar verspricht Besonderes. Eingeladen ist der in
Wolfsburg bekannte Autor Peter Prange. Sein Auftritt wird umrahmt von einer musikalischen
Revue. Das verspricht tiefgreifende Gedanken in einem trotzdem unterhaltsamen Format.
Der Theaterring sei „von Bürgern für Bürger“, erklärte Frenzel. Es sei eine Chance, sich selbst
und anderen Menschen Freude zu bereiten. Jedes neue Mitglied, jeder neue Impuls und
Gedanke seien sehr willkommen.